www.jazzdrumming.de
 
www.jazzdrumming.de
 

home /projects & bands /Hawking Extended

 











deutsch | english

 

Hawking Extended

 
 

Mit Hawking Extended präsentieren die beiden Berliner Musiker Ernst Bier & Ignaz Schick ihr 2013 gegründetes Duo Hawking zusammen mit dem Münchner Komponisten, Gitarristen und Live-Elektroniker Gunnar Geisse. Während Hawking ausschließlich mit live-elektronischen Instrumenten auftrat, kommen bei Hawking Extended zusätzlich zu den drei verschiedenen elektronischen Setups auch die originalen akustischen Instrumente der Musiker zum Einsatz.

Photo: Sérgio Oliveira

Die Musik nutzt bewusst die Spannung zwischen akustischer freier Improvisation, elektroakustischer/ elektronischer Musik, Noise und zeitgenössischem Jazz und oszilliert ständig zwischen diesen verschiedenen stilistischen Polen.

Hawking Extended bauen obskure skulpturale Klangobjekte, riskant, manchmal zerbrechlich und oft eklektisch. Sie erlauben sich, musikalische Tabus zu berühren und wandeln auf dem schmalen Grat zwischen "Kitsch", scharfer Elektronik und erfrischender Anti-Preset-Musik, was oft zu einer Musik führt, die wie ein akustischer Science-Fiction-Film klingt, die viele verschiedene Elemente und Einflüsse aus vergangenen und aktuellen Wellen & Inspirationen aufgreift. Jeder der drei Spieler hat auf seinem Instrument eine eigene Sprache und sein eigenes stilistisches Feld geschaffen. Durch die Kombination dieser drei einzigartigen Charaktere entsteht eine außergewöhnliche Collage aus musikalischen Schichten, unvorhersehbar und überraschend.

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

  Ignaz Schick - alto saxophone, turntables, sampler 


ist ein in Berlin lebender Klangkünstler, Komponist, Konzept- und visueller Künstler. Er tritt auch als Instrumentalist an Turntables, Sampler, Objekten, Live-Elektronik, Altsaxophon und Flöten auf. In seiner Jugend studierte er Saxophon und trat in Free Jazz- und Avant Rock-Bands auf. Zur gleichen Zeit war er besessen von Mehrspur-Tonbandmaschinen, Plattenspielern und Effektgeräten und begann mit verschiedenen elektroakustischen Setups und Klangerzeugern zu experimentieren. Nach dem College studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München und arbeitete mehrere Jahre als Assistent des zeitgenössischen Komponisten Josef Anton Riedl.
Seit 1995 lebt und arbeitet er in Berlin, wo er eine aktive und integrale Kraft der sogenannten "Berlin Nouvelle Vague" und der aufblühenden "experimentellen" Musikszene wurde. Er ist auch als Kurator tätig (Festival für Andere Musik, Erase & Reset, Time Shifts, TITO- The International Turntable Orchestra 2009 & 2019, Echtzeitmusiktage 2010, Flux Festival 2018, Fuchsfest 2021, RefluxFestival 2022, ...) und betreibt das experimentelle Musiklabel Zarek.

Schick tourte weltweit solo oder mit verschiedenen Gruppen und Ensembles [N.I.E., Decollage3, Perlonex, Phosphor, Splitter Orchestra, ILOG, Hawking Extended, Sestetto Internazionale, Anahuac, Inside A Leaf, Silt, Circuit Training, ...] & hat mit mehr als hundert internationalen Klangkünstlern zusammengearbeitet - unter anderem mit Mwata Bowden, John Butcher, Don Cherry, Douglas R. Ewart, Limpe Fuchs, Sven-Ake Johansson, Paul Lovens, Toshimaru Nakamura, Charlemagne Palestine, Andrea Parkins, Keith Rowe, Akira Sakata oder Martin Tetréault. Parallel zu seiner experimentellen Musik- und Performance-Praxis hat er Klanginstallationen, experimentelle Objekte, visuelle Collagen, Textpartituren, konkrete Poesie, grafische Partituren und Zeichnungen geschaffen. Zwischen 2016 und 2022 erhielt er mehrere Kompositions- und Forschungsstipendien für Paris, Südostasien, Los Angeles, Istanbul, Mexiko-Stadt und Porto, um neue Stücke zu schreiben und zu produzieren und die lokalen Szenen zu erforschen. In den Jahren 2022 und 2023 recherchierte und produzierte er "Kolkata City Sound", eine fünfstündige Konzert/Video/ und Klanginstallation in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Kolkata/Indien, an dem sieben lokale Künstler mit unterschiedlichen stilistischen/musikalischen Hintergründen beteiligt waren.Danach reiste er durch Indien, um zu recherchieren und mit verschiedenen lokalen Musikern in Kalkutta, Goa, Kochi, Bangalore, Chennai, Hyderabad, Pune und Delhi zusammenzuarbeiten. Schick war an mehr als 70 Albumveröffentlichungen beteiligt, schreibt und spielt häufig neue Kompositionen mit seinem eigenen (grafischen) Notationssystem und präsentiert Klanginstallationen und Ausstellungen seiner visuellen Werke.

                                                                            Gunnar Geisse - laptop guitar, virtual instruments 

spielt ein Instrument, das er selbst Laptop-Gitarre nennt - eine Kombination aus E-Gitarre und Computer, die es ihm ermöglicht, das analoge Spiel in digitale Sphären zu übersetzen und zu erweitern. Die spektrale Zusammensetzung seines Eingangssignals triggert und erzeugt Daten, mit denen er den Computer und vorprogrammierte virtuelle Instrumente steuert. In jüngster Zeit hat er in Zusammenarbeit mit den Münchner Philharmonikern an elektronischen Transformationen des Debussy- und eines Bartók-Streichquartetts gearbeitet.

Konzerte, Tourneen und Festivals in ganz Europa, im Nahen und Mittleren Osten und in den USA. Kollaborationen: Eivind Aarset, Susan Alcorn, Liz Allbee, Antonis Anissegos, Jan Bang, Richard Barrett, Jaap Blonk, Peter Brötzmann, Marc Ducret, Phil Durrant, Bill Elgart, eRikm, Pierre Favre, Vinko Globokar, Emilio Gordoa, Sebastian Gramss, Barry Guy, Franz Hautzinger, Deborah Henson-Conant, Peter Jacquemyn, Wilbert de Joode, Jason Kahn, Kalle Kalima, Joëlle Léandre, Thomas Lehn, Michael Lentz, George Lewis, Phil Minton, Mohammad Reza Mortazavi, Davis Moss, Günter Müller, Joe Nay, Olga Neuwirth, Lauren Newton, Phill Niblock, Mary Oliver, Evan Parker, William Parker, Adam Pieronczyk, John Russell, Giancarlo Schiaffini, Ignaz Schick, John Schröder, Ed Schuller, Elliott Sharp, Markus Stockhausen, Tadeusz Sudnik, Mike Svoboda, Gary Thomas, Sarah Washington, Knut Aufermann, Michael Wertmüller, Wu Wei, Xu Fengxia u. a. v.a.

 

        Ernst Bier - drums, wave drum, electronics 

ein ehemaliger Schüler der Meisterschlagzeuger Billy Brooks, Charlie Persip, Vernell Fournier und Elvin Jones. Sein Spiel wurde für sein "hohes Maß an Sensibilität, Selbstaufgabe und Erfindungsgabe" gelobt.

Die Liste der Musiker, mit denen er zusammengearbeitet hat, liest sich wie ein "Who's Who" des Jazz. Mit seinem sensiblen Spiel, seiner Hingabe und seiner konstruktiven Art hat er sich zu einem hoch geachteten und gefragten Musiker entwickelt. Seit einigen Jahren experimentiert er mit einer Korg Wave Drum der ersten Generation, Korg Kaoss-Pad und Kaossilator und einem Roland HandSonic 15. Die Bonner Rundschau hob seine "Musikalität und sein schillerndes Spiel" hervor.

Wie viele europäische Jazzmusiker spürte auch Bier die Anziehungskraft des Mekkas des Jazz, und so tauchte Bier 1982 in der New Yorker Szene auf, wo er bis 1987 bleiben sollte. In New York begann Bier seine anhaltenden musikalischen Beziehungen und persönlichen Freundschaften mit Mack Goldsbury, Ed Schuller und Herb Robertson. Ob mit dem Perry Robertson Quartett, dem Christoph Adams Trio oder mit Stars wie Atilla Zoller, Chet Baker, Lester Bowie und Walter Norris, Ernst Bier ist selten nur als Sideman beteiligt. Neben seinem soliden musikalischen Beitrag ist er für sein enormes Organisationstalent bekannt. Seit seiner Rückkehr nach Europa ist Ernst Bier ständig auf Tournee und arbeitet an und in verschiedenen Projekten mit.

Auf der Suche nach der lebendigsten Musikszene, die er finden konnte, ließ sich Bier 1992 in Berlin nieder. Zahlreiche Konzerte und Tourneen mit u.a.: Herb Ellis, Larry Coryell, Armando Castagnoli, Alexander von Schlippenbach, Maciej Fortuna, Vardan Ovsepian, Nao Takeuchi, Conny Bauer, Mathias Schubert, Rudi Mahall, Reggie Moore, Karl Berger, Ulrich Gumpert, Dan Gottschall, Uschi Brüning, Ernst-Ludwig Petrowsky, Kevin McHugh, Günther Heinz, Peter Weniger, Peter Fessler, Friedhelm Schönfeld, Rolf von Nordenskjöld, Christopher Dell, Katja Riemann, Jonas Westergaard, Magnus Schriefel, Kevin Burrell, Helmut Forsthoff, Bucky Pizzarelli, Howard Alden, Mike Magnelli, Eric Doney, Regis Molina, Rolf Kühn, Sonny Fortune, Piotr Wojtasik, Christian Brückner, Scott Hamilton, Ibadet Ramadani, Uli Kempendorf, Jason Liebert, Benny Lackner, Nikolas Neuser, John Tchicai, Nils Landgren, Herb Geller, Kelvin Sholar, Don Friedmann, Leszek Możdżer, Nigel Kennedy, Alan Skidmore, Jalalu Kalvert Nelson, Ernie Odom, William Parker u. v.a.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
      top


Neue CD

 

   

Label Zarek on BandCamp

 

Was die Presse sagt:

Ignaz Schick und Schlagzeuger Ernst Bier kommen für Hawking wieder zusammen, nachdem sie fast ein Jahrzehnt lang als Duo aufgetreten sind. Bei dieser 2018 aufgenommenen Session kommen Gunnar Geisse an der Laptop-Gitarre und virtuellen Instrumenten hinzu. Das Trio wechselt zwischen akustischem und elektrischem Spiel, wobei es weder das eine noch das andere bevorzugt. Das lenkt die Aufmerksamkeit einfach auf ihre innovativen Bemühungen. "Neither Picture nor Frame" und "System of Units" folgen tosenden, berauschten Pfaden, wobei Schicks quäkendes Altsaxophon über kaskadierende Drums und (virtuelles?) Klavier stolpert. Im Gegensatz dazu ist "No Boundary Proposal" eine cineastische, elektrische Feldaufnahme, vergleichbar mit einem Bernard Herrmann Soundtrack zu einem Film von Alfred Hitchcock. Bier, Geisse und Schick kombinieren das Elektrische mit dem Akustischen in "Laws Of Form", wo selbstfahrende Maschinensounds von geschäftigen Beats angetrieben werden und eine Insektenkolonie von Klängen bilden. Die kreative Mischung steht im Mittelpunkt, wobei sich das Trio nie mit einem Stil oder einer Richtung zufriedengibt

Mark Corroto , AllAboutJazz 11. März 2024

Experimentelles Musikalbum aus Deutschland, aufgenommen mit Ernst Bier am Schlagzeug und Ignaz Schick am Saxophon aus Berlin, und Gunnar Geisse, Gitarrist und Elektroniker aus München..Ignaz Schick ist

ein Saxophonist, der bei Don Cherry studiert hat, und auch ein experimenteller Musiker ist, der mit Turntables und Elektronik spielt. Das Album ist ein Album schockierender elektronischer Musik, in dem die akustischen Klänge von Saxophon, Gitarre und Schlagzeug in elektronischen Instrumenten wie Wave-Drums, Elektronik, Turntables

usw. reflektiert werden, wodurch eine mitreißende elektronische Musik entsteht. Es ist wie ein akustischer Science-Fiction-Film, der mit Worten nicht zu beschreiben ist.

Masayuki Koito, The Walker's Vol.75, Seite 13 Japan

Hawking Extended ist ein neues, zehn Titel umfassendes Album des äußerst kreativen deutschen Turntablelist und Saxophonisten Ignaz Schick. Für das Album hat er sich mit zwei anderen Namen aus der deutschen Jazz- und Improvisationsszene zusammengetan: dem Gitarristen Gunnar Geisse und dem

Schlagzeuger Ernst Bier. Und Junge, es ist eine weitere dichte, sprunghafte und oft verrückte Veröffentlichung,

die wohl im Jazz/Improvisations- bereich angesiedelt ist, aber in Wirklichkeit viel mehr zu bieten hat. Die CD wird

in einer einfachen, aber eindrucksvollen dreiteiligen Papphülle präsentiert, die weiße Texte vor einem leuchtend orangefarbenen Hintergrund enthält. Das Album ist auf Schicks eigenem Zarek-Label erschienen und kann direkt hier erworben werden. Das Album wurde von den dreien gemeinsam komponiert/improvisiert und an zwei Tagen im Mai 2018 aufgenommen, alles in Echtzeit und ohne Overdubs. Die Besetzung war - Ignaz Schick - Altsaxophon, Turntables, Sampler. Gunnar Geisse - Laptop-Gitarre, virtuelle Instrumente, und Ernst Bier - Schlagzeug, Wave Drum, Elektronik. Den Anfang macht "Flat Earth", das klagende und eindringliche östliche Gesänge, Tip-Taps bis hin zu klingender und kaskadierender Percussions, kantige Klaviertasten und rauchige bis feurige Bläsersätze zusammenbringt. Im vierten Stück "Music With The Letter X" finden wir eine Mischung aus grüblerischem und dramatischem Soundtrack-Fluss, umrandet von schwankender und wässriger Percussion, leidenschaftlichem Bläserspiel und abstrakten Midi-Texturen. In der zweiten Hälfte des Albums hören wir "Neither Picture Nor Frame" mit seinen zerschnittenen Klaviertasten, die aus allen Winkeln kommen, und manischen Bläsersätzen - ein Stück, das sowohl wunderbar chaotisch als auch frech verspielt ist. Das Stück "The Darkening" fängt ganz leise an - mit einem Off-Beat-Percussion-'n'-Bass-Impuls, in den die Bläser und der sekundäre Bass langsam hineindriften. Dazu gibt es trällernde Elektronik und entfernte, beschleunigte Turntable-Elemente. Das Album endet mit "System Of Units", das mit krachenden Percussions, ausschweifender bis pfeifender Bläserarbeit, zerfahrener Elektro-Muzak und sich drehenden bis brummenden elektronischen Sub-Tönen aufwartet. Hawking Extended ist wirklich ein wunderbar manisches und oft völlig überwältigendes Erlebnis. Doch durch all die Schichten und das Chaos

hindurch gibt es immer wieder lohnende Details zu entdecken - was es zu einem Vergnügen macht, es immer wieder zu hören.

Roger Batty, Musique Machine 18.11.2023 Bewertung: 4 von 5

                                                                             The New York City Jazz Record Dez. 2023

Drones, dunkel brummende Kavernen, Blitze aus Saxophon, Schlagzeug und (Laptop-)Gitarre zucken auf,tanzen ekstatisch auf gelooptem Untergrund, peitschen einander voran. Drei exzessiv Energie verschleudernde Free-Haudegen veranstalten das buchstäbliche Klanggewitter und legen improvisierend Layer auf Layer, rhythmisch gefüttert durch Sample-Sequenzen und Ernst Biers schwelgerisches Schlagzeug. Klare Zuordnungen von Klang zu Instrument entstehen nur streckenweise - Geisses digitalisierte Gitarre als Sample-Gun. Schick an präparierten Plattenspielern und Sampler sowie Bier mit wie auch immer gearteten Electronics treiben ein buntes Spiel mit orchestralen Schnipseln, Sounds aus dem echten Leben und solistischer dramaturgischer Weiterführung vor allem durchs Altsaxophon. Drama, Baby! Wir werden in unheilschwangere Stimmungen entführt, ducken uns vor Laserkanonen und stolpern über Drum 'n' Bass -Artefakte, die von Schwärmen an Violinen auf Koks verscheucht werden. Es brodelt, bebt, blubbert, ungeahnte Energiequellen lösen das Heizproblem des kommenden Winters. Das wird durchaus mal sinfonisch (»No Boundary Proposal «), um kurzerhand von einer kantigen Jazz-Impro irgendwo knapp unter der Wolke, auf der Ornette und Ayler wohl sitzen, abgelöst zu werden (»Neither Picture Nor Frame«).

Improvisationen rauschen heran, die sich mehr wie drei Instrumente anhören und doch wieder nicht, wenn Gunnar Geisse vielerlei Instrumente durch den Digi-Fleischwolf dreht. Herrlich! Dann wieder rein elektronische Spektrum-Gebirge, kurz, heftig (»The Truth Function«), gefolgt von introspektivem Kneten melancholischer Befindlichkeit. Und immer wieder Schicks Altsaxophon im leicht widerborstigen Klagemodus über geräuschhaften Nadelstichen aus der Sample-Klampfe, zu Drum- Mantren,

Jazz: Hier ganz weit vorne. The future is now, sozusagen.

Werner Siebert, Jazz Podium 10 -11.2023

Hawking Extended bringt Schick am Altsaxophon, an den Turntables und am Sampler mit dem Berliner Jazz-Schlagzeuger Ernst Bier zusammen, der mit Schick seit 2013 im Hawking-Duo spielt und hier Wave-Drum und Elektronik hinzufügt, mit dem Münchner Gitarristen und Live-Elektronik-Spieler Gunnar Geisse, der an der Laptop-Gitarre mit virtuellen Instrumenten spielt. Das Trio wurde im Mai 2018 im Bonello Studio Berlin aufgenommen, ein Jahr nach dem ersten Konzert des Trios. Diese eigenwilligen Musiker spiegeln sich in der Spannung ihres akustischen Settings aus Altsaxophon, elektrischer Laptop-Gitarre und Schlagzeug mit den elektronischen und bearbeiteten Schichten von Wave-Drum, Laptop und Turntables

und werden von ihnen gespeist. Dieses einzigartige Setting zwingt Schick, Bier und Geisse dazu, Risiken einzugehen, tief in ein unvorhersehbares und kryptisches Zusammenspiel einzutauchen und höchst eklektische und obskure Klangtexturen, Collagen und Kollisionen zu entwerfen, die gelegentlich tabuisierte Kitsch- oder außerirdische Cartoon-Musik berühren und mit allem kokettieren, von poetischem und kathartischem Free Jazz bis hin zu cineastisch-nachträumerischer Sci-Fi Atmosphäre. Eines der Stücke trägt den Titel "No Boundary Proposal" und dieser Titel fängt die Essenz von Hawking Extended ein: schräg, provokant, aber absolut fesselnd, sowie die Ästhetik von Schicks Arbeit.

Eyal Hareuveni, The Free Jazz Collective, September 29, 2023

 

Für den Drummer ERNST BIER sprechen z. B. „Helter Skelter – Beatles Forever“ mit Joe Sachse, „Grasgeflüster Phonector“ als DrumBone mit Günter Heinz, sein Spiel im Perry Robinson Trio. Mit Jg. 1951 ein

alter Hase, bildet er mit IGNAZ SCHICK das live-elektronische Duo Hawking. Mit noch GUNNAR GEISSE und seiner Laptop Guitar, wohlbekannt durch München Neus und das MUC_ChamberArtTrio mit Udo Schindler, ergab das im Mai 2018 im Bonello Studio Berlin Hawking Extended (ZAREK23). Im elektroakustischen Zusammenklang von Drums, Wave Drum & Electronics, Gitarre & Virtual Instruments, Turntables, Sampler & Altosax.

Selbstironisch bespötteln sie die Freiheit, die sie sich nehmen, mit 'Music with the Letter X' und 'Neither Picture nor Frame'. Die 'Laws of Form' nehmen sie, so wie sie sich finden. Schick jazzt, aber woher rührt der merkwürdige Ethnogesang? Der Sampler hat hier einen virtuellen Komplizen, so dass hier außer dem Bier ist Bier und Sax ist Sax vieles umeinandergeistert und durcheinanderschwimmt, stottrig zerrüttet und schnurrig bedröhnt, verliebt in Noise jeglicher Couleur. Auch Bier kassiert Abwrackprämien, klanglich gibt es massiv auf die Nuss, mit rauer Feuerspuckerei, molekularbewegter Orchestralität, digital und auf Draht. Ich mag's, wenn Geisse seine weiße Rauschgoldmähne über die ganze Skalenbreite schüttelt. Als kurze Geschichte der Zeit in 64 abwechslungsprallen Minuten wird einem da Schöpfung fast aus dem Nichts um die Ohren geblasen, in Streichorchesterfetzen, als Vinylnoise in kritzeligen Loops, als Groove vom andern Stern. Als rasanter Jazz mit wie von Kater Murr getatztem Phantompiano, die Rhythmik krumm und krümmer. Samplestimmen, die Sinn und Verstand spotten, werden zerschlurcht und als trollig demaskiert. Dass so viele sich dennoch dumm babbeln lassen, macht trübsinnig und ist zum Rappelkriegen ('The Darkening'). Trotzdem plädieren sie nicht bierernst für Law & Order, sondern zerpritzeln, betüpfeln, umzirpen Law mit List, Laune, Liberté. Und jazzen nochmal freischnauze mit hohem Ausschlag auf

Ornette Colemans Prime Time-Skala.

Rigobert Dittmann, Bad Alchemy Magazin  [BA 120 rbd]

 

Es war 2009, als ich Ignaz Schick kennenlernte, einen Saxophonisten und Multiinstrumentalisten

aus Berlin, der damals auch im legendären Laden Staalplaat arbeitete und den ich in Lugano an einem großartigen Abend zusammen mit Andrea Belfi und Manuel Mota spielen konnte. Er ist auch als Diskograph für das Label Zarek und die Zangi Studios tätig und meldet sich in diesen ersten Julitagen mit drei neuen Veröffentlichungen zurück. Beginnen wir also, ohne uns in Geplauder zu verlieren, mit Hawking Extended, der Fortführung eines 2013 zusammen mit dem Perkussionisten Ernst Bier gegründeten Duos, das in dieser Session durch die Anwesenheit von Gunnar Geisse an der Laptop-Gitarre und virtuellen Instrumenten bereichert wird. Auch aktiv mit Zarek Brands und den Zangi Studios, ist er in diesen Tagen mit Pomp und mit drei neuen Veröffentlichungen in diesen ersten Juli-Tagen. Beginnen wir also ohne uns in Geschwätzigkeit zu verlieren, mit dieser Hawking Extended, der Fortführung eines Duos, das 2013 zusammen mit dem Perkussionisten Ernst Bier entstand und in dieser in dieser Session durch die Anwesenheit von Gunnar Geisse, der an der Laptop-Gitarre und virtuellen Instrumenten.

Die Autoren des ersten Trio-Konzerts 2017 treffen sie sich ein Jahr später erneut im Studio, um eine Spannung zwischen akustischer und elektronischer Instrumentierung zu erzeugen, um dann Vereinigungen zwischen den synkopierten Idiomen beider Instrumente zu erzwingen. Es ist einfache zu hören als zu beschreiben, mit einer Mischung aus Free-Jazz, konkreter Musikkonkreter Musik und bleiernen Klangmänteln, die Stürme versprechen. Manchmal wirkt Ernst Bier wie der Steuermann eines Schiffes im Sturm, mit zertrümmerten Tonleitern und stimmungsvollem Dröhnen und Puffen. Auf diesem Schiff kann man sich eine mit Brokatvorhängen geschmückte Bühne vorstellen, die buchstäblich auseinanderfällt, während die Band weiterspielt, während alles untergeht: Das Orchester der Titanic scheint nicht weit entfernt zu sein, wenn man den flüchtigen elegischen Ton des Finales von The Large Scale bedenkt. Die Musik des Trios befindet sich in einem ständigen Ungleichgewicht, jagt sich selbst dynamisch und wellenförmig und bringt die Fähigkeit mit sich, uns beklemmende, dramatische, lebendige Bilder durch Klang zu erzählen. In No Boundary Proposal ist die Elektronik deutlicher wahrnehmbar, fast so, als hätte man einen zeitgenössischen Filter auf eine gewagte Partitur konkreter Musik aus den späten 1940er Jahren gelegt. Pulsieren, Plätschern, Knirschen, Sirenen in der Ferne, Welten, die zwischen verschiedenen Epochen aufeinanderprallen. Auf der Reise des Trios werden auch verschiedene Szenarien vorgestellt, wobei die grundlegende Rauheit beibehalten wird: Es gibt sanftere, musikalischere Tracks wie Neither Picture No Frame und andere, eindringlichere Tracks, die fast zum Erschrecken neigen, wie The Truth Function, das keine Ruhe findet und zwischen seinen Kreislaufverbiegungen und betörenden, belästigenden Spikes widerhallt. Ein The Darkening cooler Jazz, der fast wie ein Kontrast wirkt, so offen und gefühlvoll. Aber der Kampf ist nicht vorbei und wird nicht enden, inmitten von kontrastreichen Rhythmen, die so reich sind, dass sie zwischen einem Ohr und dem anderen flackern, bis sie uns angenehm belebt zurücklassen

Sodapop, Vasco Viviani 09/2023

 

Schon einmal vom Brummen einer Wespe oder, noch schlimmer, vom Summen einer Mücke geweckt worden? Ignaz Schick, Gunnar Geisse und Ernst Bier lassen die Alpträume (ja, der Rezensent leidet genau unter diesen beschriebenen) wahr werden. Und das schon zu Beginn mit den ersten Tönen. Flat Earth heißt das Stück, und wäre die Erde tatsächlich flach, wäre das Szenario vermutlich noch bedrohlicher. Wohin mit seinen Ängsten? Stephen Hawking steht Pate für dieses brodelnde Gebräu aus Soundscapes, Noise-Fetzen und Freejazz-Attacken. Ein Gemisch, das durchaus orchestral anmutet und auch den Willen zum Bombast nicht verleugnen kann. The Large Scale ist das beste Beispiel dafür. Eine Wall of Sound tut sich auf, treibende Drums und jede Menge Gedöns im positiven Sinne. Saxofon Töne von Schick selbst, einmal melodisch, dann spaltend, durchschneiden das Chaos, ehe es sich in einem bedrohlichen Grundbrummen auflöst. Ligeti hätte wohl seine Freude daran gehabt. Und das Beste: Es geht immer so weiter. Bloß: Wer ist der Dirigent bei diesem „System of Units“? Und: Hat er einen Masterplan? Hawking hat die Menschheit bekanntlich aufgefordert, die Erde innerhalb der kommenden hundert Jahre zu verlassen. Vorher sollte man aber jede Menge Musik hören, diese zum Beispiel. Wer weiß, ob anderswo Raum und Zeit dafür bleiben.

Holger Pauler, freiStil – Magazin für Musik und Umgebung,Okt. 2023

 

Einstürzende Klangbauten

Ernst Bier, Ignaz Schick und Gunnar Geisse ließen ihre Improvisationen springen, lärmen, verklingen, machten aus ihren Instrumenten Tonerkundungsmaschinen – ein außergewöhnliches Konzert im Cafe Ton in Fabrikschleichach.

Als „Hawking Extended“ lassen Ernst Bier, Ignaz Schick und Gunnar Geisse Hörgewohnheiten explodieren. Ihre freien Improvisationen folgen keinem Modetrend, sie kreieren ihre eigene Sprache – grandios.

Zugegeben, freie Improvisation ist nicht jedermanns Sache aber die, die freie Tongebilde ertragen, ja lieben, erleben mit „Hawking Extended“ ein Trio, das genüsslich an die Grenzen geht. Ein Dreigestirn, bei dem jeder Einzelne seine instrumentale Identität entfaltet.

Eigene Tonsprache

Ernst Bier, Ignaz Schick und Gunnar Geisse offenbaren eine ganz neue Tonsprache, ganz neue Strukturen, gerade keiner Mode unterworfen, authentisch, eigensinnig, detailverliebt, hartkantig.

„Hawking Extended“ verwebt sich, schwebt harmonisch, alle scheinbar selbstvergessen und doch in ihrem Selbst so ganz da. Sie malen ihre Dystopie von der Welt, steigern sich in eine Kakophonie der Töne und lassen für Gedanken und Bilder einen orchestralen Kino-Raum entstehen.

Bei so einem Jazz erholt man sich nicht, solche Jazzimprovisationen sind für die gemacht, die wach sind und wach bleiben wollen. Die Tongebilde beschreiben Ärger, Krieg, Wildheit, Vielfalt, vielleicht einfach auch nur unseren Alltag, unsere gesellschaftliche Wirklichkeit und sie lassen einen Hauch von Vision erahnen, Science-Fiction, nicht modisch und unterhaltsam: anders.

Brigitte Krause - Donnerstag 4. August 2022 Fränkischer Tag

 

 

 


mail: ernst.bier@jazzdrumming.de
 

  created by jazzdimensions